Görlitz (KNA) – Für den Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt ist die geringe Anzahl an Priesterweihen in Deutschland ein "Spiegelbild der Glaubenssituation in unserem Land". Wie Ipolt am Montag dem Portal katholisch.de sagte, seien bestimmte Formen des religiösen Lebens nicht mehr selbstverständlich. Dazu "spielt auch die Demografie unserer Gesellschaft - geringere Kinderzahlen und Überalterung - eine nicht geringe Rolle". Im vergangenen Jahr hatte es mit lediglich 29 Priesterweihen in ganz Deutschland einen neuen Tiefstand gegeben.
Wer sich in der heutigen Zeit für den Beruf des Priesters entscheide, sei oft in nur kleinen Ausbildungsgemeinschaften unterwegs und erlebe sich "mit seinem Weg als Exot", so Ipolt. Hinzu kämen kritische Blicke von Familie und Freunden. "All das ist gerade für junge Priesteramtskandidaten nicht leicht und verlangt ihnen Mut ab, zu ihrem Weg zu stehen", erklärte der Bischof.
Klagen und Jammern "nicht anziehend"
Dennoch kann Ipolt sich vorstellen, dass mehr junge Menschen offen für den Priesterberuf seien, als mitunter wahrgenommen werde. Daher sei es wichtig, dass das gesamte Bistum eine positive Grundhaltung zur Berufung zeige: "Klagen und Jammern über die aktuelle Lage der Kirche wirken nicht anziehend."
Um die Zahl der Priesterweihen wieder zu erhöhen, plädiert der Görlitzer Bischof unter anderem für mehr geistliche Gesprächsrunden und Bibelkreise. "Solche Orte können wie eine Initialzündung wirken, wo junge Menschen plötzlich spüren, dass Gott sie ruft", sagte Ipolt. Zudem sei es wichtig, die Bandbreite des priesterlichen Dienstes zu kommunizieren. "Als ich selbst Priester geworden bin, war klar: Man wird Gemeindepfarrer. Heute gibt es viele andere Wege - in der Gefängnis-, Krankenhaus- oder Schulseelsorge zum Beispiel."