Eichstätt/Bonn (KNA) – Der Vorsitzende des Landeskomitees der Katholiken in Bayern fordert eine Überarbeitung der Verträge zwischen den deutschen Ländern und dem Vatikan. Durch eine Änderung der sogenannten Konkordate ließe sich mehr Mitbestimmung bei Bischofswahlen umsetzen, sagte Christian Gärtner am Mittwoch in einem Interview von katholisch.de, einem Internetportal der katholischen Kirche in Deutschland mit Sitz in Bonn. Gärtner steht dem höchsten katholischen Laiengremium im Freistaat vor. Außerdem leitet er das entsprechende Gremium auf Bistumsebene im oberbayerischen Eichstätt, den Diözesanrat der Katholiken.
Gärtner führte aus: "Das Bayerische Konkordat ist über 100 Jahre alt. Die Domkapitel fungierten damals als synodales Gegengewicht zu einem rein hierarchischen Verständnis. Dass zumindest in einigen Konkordaten ein Wahlrecht der Domkapitel festgeschrieben ist, zeigt ja, dass auch schon damals ein synodales Element bei der Bischofsbestellung aufgegriffen werden sollte. Meiner Ansicht nach müsste man das jetzt 100 Jahre später auf die heutige Situation der Kirche übertragen."
Zur Warnung von Kirchenrechtlern, ein Aufschnüren der Konkordate könnte die Regelungen zur Bischofswahl einschränken, sagte Gärtner: "Wenn man das ernst nimmt, was die Weltsynode im vergangenen Jahr beschlossen hat, dann dürfte das eigentlich nicht passieren. Denn im Abschlussdokument wird festgehalten, dass es mehr Beteiligung des gesamten Gottesvolkes bei der Auswahl von Bischöfen bräuchte. Viel hängt natürlich davon ab, wie Papst Leo XIV. sich in dieser Frage positionieren wird."
Anforderungen an neuen Bischof
Zur Suche nach einem neuen Bischof für Eichstätt ergänzte Gärtner: "Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, dass er als Brückenbauer auftritt. Außerdem muss es jemand sein, der es schafft, das ganze Gottesvolk mitzunehmen, bei den schwierigen Entscheidungen, die bei uns im Bistum anstehen - gerade was Sparmaßnahmen betrifft."
Der bisherige Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke (70) war an Pfingsten überraschend zurückgetreten. In der Regel bieten Bischöfe ihren Rücktritt dem Papst erst mit ihrem 75. Geburtstag an. Hanke hatte erklärt, er wolle als einfacher Pater in die Seelsorge zurückkehren. Er hatte das Bistum Eichstätt seit 2006 geleitet.
Kritisch äußerte sich Gärtner zu Hankes Verhalten in Bezug auf Reformbemühungen in der katholischen Kirche in Deutschland: "Bischof Gregor Maria Hanke hat im Einzelfall sicher auch berechtigte Kritik am Synodalen Weg geäußert. Dass er daraus aber die Entscheidung getroffen hat, beim Synodalen Ausschuss gar nicht mehr teilzunehmen, habe ich persönlich nicht verstanden. Ich würde mir daher schon wünschen, dass ein neuer Bischof von Eichstätt an dieser Stelle eine andere Entscheidung trifft und gemeinsam mit der großen Mehrheit der Bischöfe in Deutschland an diesem Projekt aktiv mitarbeiten wird."