· 

Weiter im Dienst am Glauben wirken

Gerne betrachtet Erzbischof em. Ludwig Schick in seinem Haus dieses Bild, das ihm seine Nichten und Neffen geschenkt haben. Es zeigt die Kirche seines Heimatortes Mardorf. Foto: Andreas Kuschbert
Gerne betrachtet Erzbischof em. Ludwig Schick in seinem Haus dieses Bild, das ihm seine Nichten und Neffen geschenkt haben. Es zeigt die Kirche seines Heimatortes Mardorf. Foto: Andreas Kuschbert

Bamberg (ku) – Eine große Feier wird es nicht geben, auch wenn es sein 50-jähriges Priesterjubiläum ist. „Ich hatte die große Verabschiedung als Erzbischof. Mehr muss nicht mehr sein.“ So feiert Erzbischof em. Ludwig Schick sein Goldenes Priesterjubiläum am Dreifaltigkeitssonntag in einem Gottesdienst in der Basilika Gößweinstein. „Ich war von Anfang an für diesen Gottesdienst eingeteilt“, sagt Schick im Gespräch mit dem Heinrichsblatt. Und mit Blick auf seinen Primizspruch sieht er dies als eine schöne Fügung.

 

„Ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und in Samarien und bis an die Grenzen der Erde.“ Diese Stelle aus der Apostelgeschichte hatte Ludwig Schick für seine Priesterweihe ausgewählt, die er am 15. Juni 1975 im Fuldaer Dom durch Bischof Eduard Schick empfing. 

 

„Ich war damals der einzige Kandidat, der geweiht wurde“, blickt Schick zurück. Seine Eltern, weitere Familienmitglieder und viele Freunde aus Mardorf waren nach Fulda gekommen. Für ihn sind es wertvolle Erinnerungen, „denn viele von ihnen sind inzwischen nicht mehr unter uns“. Seine Primiz feiert Schick in Mardorf, Primizprediger ist Bischof Schick, der ebenfalls aus Mardorf stammt, aber nicht mit dem Neupriester verwandt war. „Schick ist bei uns ein weit verbreiteter Name“, sagt Ludwig Schick lächelnd. 

 

In diesem Zusammenhang erinnert er sich auch an seine Diakonenweihe. „Die war ganz schlicht und einfach“, so Schick. Um 18 Uhr fand der Gottesdienst in der Kapelle des Priesterseminars Fulda statt, „und anschließend gab es kalte Platten. Dann war alles vorbei.“

 

Nach seiner Priesterweihe kehrte Ludwig Schick als Kaplan nach Neuhof bei Fulda zurück, die Pfarrei, in der er auch schon als Diakon war. Noch heute hat er viele Kontakte in die Pfarrei. „Vor kurzem habe ich die Enkelin von einem Jungen, der damals in meiner Jugendgruppe war, getauft“, erzählt er, wird dabei sehr nachdenklich. 

 

Im Jahr 1976 wird er für das Doktoratsstudium in Kanonischem Recht in Rom freigestellt; dort ist er auch als Vizerektor im Päpstlichen Institut Santa Maria dell’Anima engagiert. 1980 wird Ludwig Schick mit einer Dissertation „Das dreifache Amt Christi und der Kirche. Zur Entstehung und Entwicklung der Trilogien“ an der Päpstlichen Universität Gregoriana promoviert.

 

1981 kehrt Schick in sein Heimatbistum Fulda zurück, lehrt ab dieser Zeit an der Theologischen Fakultät Fulda und am Katholischen Seminar der Philipps-Universität Marburg, ist Lehrstuhlinhaber für Kirchenrecht. 1987 wird er zum Domkapitular im Bistum Fulda berufen und am 1. September 1995 zum Generalvikar der Diözese ernannt. „Daneben war ich dann auch ,Kaplan‘ in Rothemann und war Präses der Kolpingsfamilie“, erzählt er. 

 

Gerade die Zeit als Seelsorger in den Pfarreien Neuhof und Rothemann sind für Ludwig Schick „wunderbare Jahre“. Er hält regelmäßig Gottesdienste, ist als Seelsorger bei den Kranken in drei Krankenhäusern, hält viele Trauungen. Aus dieser „dankbaren Erinnerung“ heraus will der emeritierte Bamberger Erzbischof sein Goldenes Priesterjubiläum in seiner Heimat feiern. „An Fronleichnam wollen die Rothemanner mit mir feiern. Da kann und will ich nicht Nein

sagen, sondern sage gerne Ja dazu.“

 

Papst Johannes Paul II., der Schick bereits 1996 den Titel Päpstlicher Ehrenprälat verliehen hatte, ernennt Schick am 20. Mai 1998 zum Titularbischof von Auzia und zum Weihbischof in Fulda. Die Bischofsweihe spendet ihm Erzbischof Johannes Dyba am 12. Juli 1998.

 

Vier Jahre später kommt Ludwig Schick mit gerade mal 53 Jahren nach Bamberg, als Erzbischof. Am 21. September 2002 ist die feierliche Amtseinführung. „Die Stadt habe ich nicht wirklich gekannt. Ich war nur einmal hier mit einem Betriebsausflug des Fuldaer Ordinariats“, erzählt er. Aber in den 22 Jahren als Erzbischof von Bamberg hat Ludwig Schick die Stadt und das Erzbistum kennen- und vor allem lieben gelernt. 

 

Viele Aufgaben erwarten den neuen Bamberger Erzbischof. Das von seinem Vorgänger Erzbischof Dr. Karl Braun initiierte Bamberger Pastoralgespräch wird fortgesetzt, zahlreiche Bauprojekte werden in Angriff genommen – vom Bistumshaus St. Otto bis hin zum Jugendhaus am Knock und dem Jugendhaus Burg Feuerstein. Und schon damals ging es um die Finanzen. „Wir mussten wirklich die Reißleine ziehen, um das Schlimmste zu verhindern“, sagt Schick. 

Als Höhepunkte seiner Amtszeit nennt Schick unter anderem das Bistumsjubiläum 2007 und das Domjubiläum 2012. Aber natürlich auch die Inkraftsetzung des Pastoralplans „Den Aufbruch wagen“ (2005) und die Errichtung der 96 Seelsorgebereiche zum Pfingstfest 2006 nennt Schick in diesem Zusammenhang.

 

Fast alle Pfarreien besucht der Bamberger Erzbischof in seiner Amtszeit, sei es zu Visitationen oder zu Jubiläen, ebenso regelmäßig ist er bei kranken Priestern, steht ihnen bei. Wichtig ist ihm als Erzbischof aber auch immer der Kontakt zum Diözesanrat und dessen Vorstand, mit dem er sich regelmäßig zum Gedankenaustausch trifft. Auch ist er regelmäßiger Gast bei den Vollversammlungen des Gremiums, trifft sich mit den verschiedenen Gruppen des Diözesanrats. „Die Zukunft der Kirche ist nur durch mehr Gemeinschaft möglich“, sagt Ludwig Schick damals wie heute. 

 

Die heute in aller Munde befindliche Synodalität ist ihm ein wichtiges Anliegen schon während seiner Zeit als Generalvikar in Fulda und später dann als Erzbischof von Bamberg.

 

Vor diesem Hintergrund ordnet er auch die Strukturen im Erzbistum Bamberg neu, gibt der Ordinariatskonferenz ihre heutige Struktur. „Es war mir auch wichtig, dass auch die Domkapitulare Aufgaben in wichtigen Gemeinden übernehmen und dann ihre Erfahrungen in die Ordinariatskonferenz einbringen“, beschreibt er seine damaligen Gedankengänge. 

Und der Bamberger Erzbischof ist in der Deutschen Bischofskonferenz engagiert, ist stellvertretender Vorsitzender Pastoralkommission und ist vor allem von September 2006 bis September 2021 Vorsitzender der Kommission Weltkirche. 

 

Viel ist der Bamberger Erzbischof in dieser Funktion damals unterwegs, bereist mit Vertretern von Adveniat, Missio und Misereor viele Länder. „Ich habe aber immer darauf geachtet, die Reisen so lang wie nötig und so kurz wie möglich zu halten“, blickt Schick zurück. Vor allem die Reisen in die Bamberger Partnerdiözesen im Senegal und Indien sind ihm wichtig, Kontakte pflegt er aber auch mit Bolivien. 

 

„Heute reise ich lange nicht mehr so wie früher“, sagt Schick, auch wenn er dennoch viel unterwegs ist. So hält er regelmäßig Gottesdienste im Erzbistum, wenn Erzbischof Herwig Gössl ihn dazu beauftragt, firmt Jugendliche in verschiedenen Pfarreien, ist aber auch viel in anderen Bistümern unterwegs, um dort Vorträge oder Exerzitien zu halten. „Ich will auch weiterhin den Dienst am Glauben tun, am liebsten bis zu meinem letzten Atemzug,“ sagt der Emeritus. 

Mit diesem Dienst will er den Menschen den Leitsatz aus dem Johannesevangelium nahebringen, der ihn selber in seinem priesterlichen und bischöflichen Wirken über 50 Jahre hinweg begleitet hat. Im Kapitel 10 heißt es: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“ 

 

Dieser Satz sei ihm während seiner Praktika zum Medizin-Studium – Arzt zu werden, ist sein eigentlicher Berufswunsch nach dem Schulabschluss – so wirklich bewusst geworden. Schick: „Der Mensch hat einen Leib, aber vor allem hat er eine Seele. Und diese Seele wird erfüllt und bekommt die Fülle des Lebens im Glauben.“ 

 

Diese Botschaft hätte er gerne auch als Missionar zu den Menschen gebracht, „die nicht die Fülle des Lebens haben“, wie er es ausdrückt. Dreimal habe er als junger Priester seinen Wunsch vorgetragen, als Missionar in die Welt zu ziehen, dreimal ist er abgelehnt worden. Mittel- oder Lateinamerika wären seine Wunschziele gewesen, „aber die Verantwortlichen in Fulda haben damals alle nach Brasilien geschickt“. Dorthin wäre es auch gegangen, „aber dann haben sie in Fulda jemanden gebraucht, der Kirchenrecht studiert hat, und das war halt dann ich“.

 

Schließlich kommt das Jahr 2022 und Schicks für viele Diözesane überraschende Verzicht auf das Amt des Bamberger Erzbischof zum 1. November. Mehrmals habe er mit dem Papst drüber gesprochen, „denn ich war der Meinung, dass ich meine Aufgaben in der Leitungsfunktion hier im Bistum erfüllt habe“, so der Erzbischof emeritus. Und nach dem dann erfolgten Rücktritt und Verabschiedung aus dem Amt sei es ihm wichtig gewesen, sich aus dem Tagesgeschäft zurückzuziehen und die Aufgaben seinem Nachfolger zu überlassen. 

 

Seinen Tagesrhythmus hat er auch in seinem Ruhestand nicht geändert. Jeden Morgen in aller früh dreht Erzbischof em. Ludwig Schick seine Joggingrunde durch Bamberg, danach feiert er Gottesdienst, nach dem Frühstück arbeitet er bis zum Mittag. Und am Nachmittag setzt er sich noch einmal an seinen Schreibtisch in seinem Haus in der Nähe des Bamberger Kaiserdoms. „Warum soll ich etwas ändern, was mir immer gut getan hat“, sagt er im Gespräch mit dem Heinrichblatt. 

 

Und Schick arbeitet in seinem Ruhestand intensiv wissenschaftlich-theologisch. „Ich möchte noch einmal ein Buch schreiben, in dem ich über Grundfragen des Glaubens reflektieren will“, sagt er. Einen Arbeitstitel hat er schon im Kopf: „Ein Leben lang Gott suchen.“ Dabei könnten dann auch biografische Aspekte einfließen. 

 

Derzeit arbeitet Schick an einem Aufsatz über den heiligen Augustinus, den er sehr verehrt und bei dem er für sein seelsorgerliches Wirken immer viele Anregungen gefunden hat. 

 

Wünsche

 

Und welche Wünsche hat der ehemalige Bamberger Erzbischof für die Zukunft?

„Ich wünsche mir für die Weltkirche, dass die Botschaft vom Reich Gottes für eine Welt in Gerechtigkeit, Frieden und Freude am Glauben weiter verbreitet wird, damit es weniger Ungerechtigkeiten und mehr Ausgleich in der Welt gibt“, sagt Schick. 

 

Für das Erzbistum Bamberg wünscht sich der emeritierte Erzbischof, dass das Taufbewusstsein und der Glaube aller Gläubigen verstärkt wird. Schick: „Der Glaube soll Sinn und Hoffnung geben. Die Menschen sollen so ihr Leben gut angehen und daran glauben, dass es auch gut vollendet wird. Und aus diesem Glauben heraus sollen sie sich auch immer wieder für ihre Mitmenschen einsetzen.“ 

 

Er selbst hat diesen Gedanken einmal in einem Aufsatz im Jahr 1983 niedergeschrieben von „Berufen für die Berufung des Gottesvolkes“. 

 

Für sich selber wünscht Ludwig Schick, „dass ich noch ein paar Jahre lebe und in dieser Zeit im Dienst am Glauben wirken kann, am liebsten bis zum letzten Tag“. Er selber habe keine Angst vor dem Sterben und dem Tod, sei darauf vorbereitet. Schick: „Am letzten Tag meines Lebens, bevor ich sterbe, möchte ich gerne noch die Heilige Messe feiern.“ 

Und gerne ist Ludwig Schick mit seiner Familie, seiner Schwester, mit seinen zahlreichen Nichten und Neffen zusammen. Und dann wird auch schon einmal im „Mardorfer Platt“ gesprochen, dem Dialekt aus seiner Heimat, den Ludwig Schick noch heute perfekt beherrscht.