Bamberg (epd) – Von übermäßiger Begeisterung kann keine Rede sein. „Aber ich würde schon sagen, die Leute freuen sich eher“, sagt der Weisendorfer Bürgermeister Karl-Heinz Hertlein (CSU) in fränkischer Bescheidenheit. Die Freude seiner Einwohner gilt dem 15. August: Weil die katholischen Kirchenmitglieder in Weisendorf (Kreis Erlangen-Höchstadt) nun in der Mehrzahl sind, ist Mariä Himmelfahrt dort ab diesem Jahr ein gesetzlicher Feiertag (wir haben bereits kurz darüber berichtet).
Nach dem jüngsten Zensus gilt der Feiertag in vier bayerischen Gemeinden neu: neben Weisendorf auch in Schwebheim (Kreis Schweinfurt), Marktrodach (Kreis Kronach) und Oettingen (Kreis Donau-Ries). Wiederbekommen haben ihn Baiersdorf (Kreis Erlangen-Höchstadt) und Memmingerberg (Kreis Unterallgäu). Zwei Gemeinden haben ihn verloren: Marktschorgast (Kreis Kulmbach) und Seßlach (Kreis Coburg). Was bedeutet das Hin und Her für die Kommunen?
Grundsätzlich sei ein weiterer Feiertag für die Leute positiv, sagt Hertlein dem Evangelischen Pressedienst (epd). Wer im Ort arbeitet, hat frei, die Läden bleiben zu. Die Geschäftsleute seien entspannt und hofften, dass die Bürger ihren täglichen Bedarf dann eben bereits am 14. August decken. Wer unbedingt am 15. August einkaufen wolle, fahre nach Erlangen – dort sind dank der evangelischen Bevölkerungsmehrheit die Läden offen.
Darüber, wo Mariä Himmelfahrt ein Feiertag ist, entscheiden laut bayerischem Innenministerium die Bevölkerungszahlen. Der landesamtlichen Statistik zufolge hat der jüngste Zensus von 2022 für acht bayerische Gemeinden ein verändertes Verhältnis von Katholiken und Protestanten aufgezeigt. Damit gilt der Feiertag nun in 1708 von insgesamt 2056 Gemeinden, in 348 nicht. Alle zehn Jahre findet diese Einwohnerzählung statt, so oft kann sich also die Regelung ändern.
So wie im mittelfränkischen Baiersdorf: Dort war Mariä Himmelfahrt historisch „immer“ Feiertag, wie Pressesprecherin Daniela Pietsch sagt – bis 2015 plötzlich die Protestanten überwogen. Nun aber gibt es wieder knapp 30 Katholiken mehr in dem 8000-Einwohner-Ort, der heuer 500 Jahre Reformation und zugleich 100 Jahre katholische St.-Josefs-Kirche feiert. Pietsch berichtet von einer engen Ökumene.
Laut Baiersdorfs Geschäftsleiter Klaus Hutzler gab es wegen des Feiertags einige Nachfragen von Bürgern, die ihren Urlaub planen wollten. Doch die meisten arbeiteten ohnehin in den evangelischen Großstädten wie Nürnberg, sagt Pietsch. Da falle es nicht sonderlich ins Gewicht, ob am Wohnort Feiertag sei. Nur einmal sei es ihr passiert, dass sie am 15. August versehentlich vor einem geschlossenen Baumarkt im katholischen Forchheim stand.
Auch im schwäbischen Oettingen freuen sich laut Bürgermeister Thomas Heydecker (SPD) diejenigen, die den 15. August geschenkt bekommen. Da der Tag in den Sommerferien liegt, werde die Veränderung aufs Gewerbe wohl keinen großen Einfluss haben – einige Unternehmen hätten ohnehin Betriebsurlaub. Der zusätzliche Feiertag steigere zudem „hoffentlich auch die Zufriedenheit der Mitarbeitenden“.
Nicht so zufrieden hingegen sind einige Bürger im oberfränkischen Seßlach, das den Feiertag aufgrund des Zuzugs einiger Protestanten verloren hat. Viele Einwohner arbeiteten im evangelischen Coburg, sagt Bürgermeister Maximilian Neeb (Freie Wähler), für die mache das keinen Unterschied. „Aber für die, die in Seßlach arbeiten, ist das freilich nicht so schön“, sagte Neeb. Auch seine Verwaltungsmitarbeitenden fänden es „nicht so toll“.
Allerdings: „Wir haben gewusst, dass der Tag kommen wird“, sagt Neeb. Denn lange vor der Statistik des Landesamts kennen die Bürgermeister die Zahlen ihrer lokalen Einwohnermeldeämter. In Bürgerversammlungen der 4000-Einwohner-Gemeinde habe er mehrfach angekündigt, dass Mariä Himmelfahrt als Feiertag bald wegfalle, so Neeb. Seßlach sei im Umkreis ohnehin die einzige Gemeinde gewesen, die ihn noch hatte – „ein gallisches Dorf“.
Was die Bürgermeister und Stadtvertreter der betroffenen Gemeinden eint, ist der Wunsch nach Einheitlichkeit. So würde Daniela Pietsch aus Baiersdorf „es begrüßen, wenn entweder alle Feiertag haben oder keiner“. Auch Thomas Heydecker aus Oettingen würde „eine einheitliche Regelung auf Landesebene befürworten“, ebenso Karl-Heinz Hertlein aus Weisendorf.
Zwar seien einige Dörfer oder Stadtteile historisch eher evangelisch oder katholisch geprägt, sagt Maximilian Neeb aus Seßlach, aber das sei doch heute nicht mehr ausschlaggebend. Zudem sieht er schon die Regelung am evangelischen Buß- und Bettag kritisch, an dem gearbeitet wird, aber die Schulen zu bleiben. „Vom Gesamtkonstrukt her“, sagt Neeb, „wäre es doch viel einfacher, wenn in ganz Bayern Feiertag wäre oder nicht.“