Augsburg (KNA) – Im Mittelalter gab's in der Messe statt Wein bisweilen Bier zu trinken. In Nordeuropa wuchsen eben keine Trauben für die Eucharistie, wie Martin Kaufhold in einem am Montag veröffentlichten Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte. Der Professor für Mittelalterliche Geschichte von der Universität Augsburg ergänzte: "Ein grönländischer Bischof wollte einst Abhilfe schaffen, indem er den Papst bat, aus heimischen Beeren Wein gären zu dürfen - Rom lehnte jedoch ab. Aber wer nicht fragte, konnte durchaus Bier verwenden."
Kaufhold hat just ein Buch mit dem Titel "Die abendländische Christenheit im Mittelalter" geschrieben. Darin kommen diverse Skurrilitäten aus der Zeit vom 5. bis zum 15. Jahrhundert zur Sprache. Da gebe es zum Beispiel Sprachliches, so der Experte: "Wer des Lateinischen nicht sicher mächtig war, hat einem Bericht des heiligen Bonifatius zufolge, der im 7. und 8. Jahrhundert lebte, Kinder schon mal im Namen von 'patria et filia' und nicht 'patris et filii' getauft - also im Namen von Vaterland und Tochter statt des Vaters und des Sohnes."
Heidnische Vorstellungen traten hervor
Darüber hinaus seien im mittelalterlichen Christentum durchaus immer wieder heidnische Vorstellungen zutage gekommen, führte der Historiker aus. "Da gibt es etwa eine Notiz über Helgi, einen norwegischen Seefahrer aus der Zeit der normannischen Expansion nach Island und Grönland im 10. Jahrhundert. 'Helgi hatte einen gemischten Glauben', heißt es aus späteren Quellen. Immer, wenn es gut ging, glaubte er demnach an Christus. Wenn der Sturm härter wurde, wandte er sich an Thor." Das zeige: "In vielen Fällen waren christliche Bekehrungen im frühen Mittelalter etwas, bei dem die Menschen in ihren Götterkosmos eine weitere mächtige Figur aufnahmen."
Es habe im frühen Mittelalter außerdem nur wenige Darstellungen von Jesus am Kreuz gegeben, so Kaufhold weiter. "Christus wurde in der Mission bei den Mächtigen hauptsächlich als Auferstandener, in Siegerpose gezeigt, sicher zu religiösen Werbezwecken. Man muss dabei das Milieu der Mächtigen bedenken, durch das das Christentum wesentlich verbreitet wurde. An den Königshöfen machte sich eine leidende, nackte und besiegte Figur nicht gut."