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Woelki: Mission ist Auftrag der Kirche - als Einladung, nicht Zwang

Köln (KNA) – Der Kölner Rainer Maria Woelki hat die Bedeutung der Evangelisierung für die Kirche betont und mehr Mut zur missionarischen Verkündigung gefordert. Das Wort "Mission" habe historisch belastete Aspekte, sagte Woelki am Dienstag im Interview des Portals domradio.de. Doch das Verständnis in der Kirche habe sich "grundlegend gewandelt". Mission sei eine Einladung zu einer Beziehung mit Gott, keine Ausübung von Zwang.

 

Gute Evangelisierung lebe vom persönlichen Zeugnis und von echter Begegnung - mit Gott und mit den Menschen, so der Erzbischof. Damit gehe Evangelisierung über reine Glaubensinformation hinaus. Nur wer selbst eine Beziehung zu Christus habe, könne andere dazu einladen. Eine zentrale Rolle spielten dabei auch die Sakramente, besonders die Eucharistie.

 

Angesichts der Säkularisierung brauche es Mut zur Evangelisierung - sowohl in der kirchlichen Verkündigung als auch bei jedem einzelnen Christen. Woelki verwies auf den anhaltenden Bedeutungsverlust des Christentums in Deutschland, aber auch auf ein weiterhin vorhandenes Bedürfnis nach Sinn und Gottesbegegnung.

 

Auftrag nach 50 Jahren besonders dringlich

 

Zum 50-jährigen Jubiläum des Apostolischen Schreibens "Evangelii nuntiandi" von Papst Paul VI. (1963-1978) hob Woelki dessen grundlegende Aktualität hervor. Der Auftrag Jesu, das Evangelium zu verkünden, sei heute besonders dringlich, so der Kardinal. Die Herausforderungen für die Kirche wüchsen, weshalb jede und jeder Gläubige stärker gefordert sei, das kirchliche Leben mitzugestalten. "Im Englischen gibt es hierfür die griffige Formel: 'Don't go to church: be church! - Geht nicht nur in die Kirche: seid lebendige Kirche!'", sagte Woelki.

 

Als wichtige Initiative nannte der Erzbischof das Glaubensfest "kommt & seht", das dieses Jahr rund um Fronleichnam erstmals in Köln stattfand und große Resonanz gefunden habe. Insgesamt gehe es jedoch weniger um einzelne Projekte als um ein erneuertes Bewusstsein, dass Evangelisierung "tief in der DNA der Kirche" verankert sei.