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Kritik an Konzept für Missbrauchsaufarbeitung der Kirche in Polen

Warschau (KNA) – In einem Offenen Brief an die katholischen Bischöfe Polens kritisieren Fachleute die geplanten Rahmenbedingungen für die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der dortigen Kirche. Das unter der Federführung von Bischof Slawomir Oder entworfene Konzept für die Untersuchungskommission sei deutlich schlechter als ein früherer Entwurf, schreibt Pfarrer Grzegorz Strzelczyk, der sich für Betroffene von sexuellem Missbrauch engagiert. Die neue Fassung schränke die Unabhängigkeit der künftigen Kommission ernsthaft ein und schaffe weniger günstige Bedingungen für die Wahrheitsfindung, heißt es in dem am Montag veröffentlichten Brief.

 

So werde etwa nicht ausgeschlossen, dass sich kirchliche Vorgesetzte in die Arbeit der Untersuchungskommission einmischten, argumentieren Strzelczyk und seine Mitstreiter. Es fehlten zudem Garantien für einen uneingeschränkten Zugang zu den Archiven. Während ursprünglich eine Verpflichtung zur Zusammenarbeit und Informationsweitergabe geplant gewesen sei, stehe nun im Konzeptentwurf: "Die Kommission hat kein Recht, jemanden vorzuladen ... Niemand kann zur schriftlichen Antwort gezwungen werden."

 

All das untergrabe die Glaubwürdigkeit der von der Bischofskonferenz angekündigten Missbrauchsaufarbeitung, so ein weiterer Vorwurf im Offenen Brief. Wegen der Abweichung von wichtigen Standards drohe das ganze Vorhaben zu scheitern. Es bestehe die Gefahr, "dass sich die Vertrauenskrise gegenüber der institutionellen Kirche und der Polnischen Bischofskonferenz vertieft, während die geschädigten Personen erneut weiterem Leid ausgesetzt werden".

 

Fehlendes Vertrauen der Opfer

 

Die Pressestelle der Bischofskonferenz antwortete am Montag nicht auf eine Bitte um Stellungnahme. Die für 2026 geplante Einrichtung einer unabhängigen Kommission, die sexuellen Missbrauch an Minderjährigen durch Geistliche seit 1945 untersuchen soll, war zuletzt Thema bei der Vollversammlung der Bischöfe im Oktober. Im März 2023 hatte sich die Konferenz für eine Missbrauchsaufarbeitung durch solch ein Expertengremium entschieden.

 

Mit der Einrichtung der landesweiten Untersuchungskommission wurde zuerst der Primas von Polen, Erzbischof Wojciech Polak von Gniezno, betraut. Im Juni entzogen die Bischöfe aber überraschend Polak die Zuständigkeit und übertrugen die Aufgabe Bischof Oder. Dieser genießt im Gegensatz zu Polak nicht das Vertrauen von Missbrauchsbetroffenen. Es kam damals zu Protestkundgebungen vor der Vatikanbotschaft in Warschau und den Bischofsresidenzen in Krakau und Posen (Poznan).